
Abgewetzte Formulierungen
Wichtig tuende Phrasen
Aufmerksamkeit heischende Übertreibungen
Polit-Stanzen, Journalistenklischees,
verrutschte Bilder
Beliebte sinnlose Floskeln und Kletten
Durch Dauergebrauch
lasch gewordene Redensarten
Wenn andere Autoren tonnenreif formulieren, amüsiert oder ärgert man sich. Man schreibt aber selbst oft genau so, unachtsam und in Eile, oder, weil Tonnenformulierungen als professionell oder zuschauernah gelten.
Was hier in der Tonne liegt, wurde tatsächlich gesendet.
Also:
TONNENREIFES MIT GROSSEM LACHEN AUS DEM EIGENEN REPERTOIRE STREICHEN!
Alternativen finden!
· Genau beobachten!
· Fakten recherchieren!
· Das Gefühl klären!
· Exakt denken!
· Den klarsten Ausdruck wollen!
Die Worte dafür werden sich dann zeigen.
Selbstgemachtes
Viele tonnenreife Formulierungen entstehen im Wettlauf um sprachliche Originalität. Meist brüllen sie nur und machen dem Publikum die Reaktion vor, anstatt die Reaktion des Publikums entstehen zu lassen.
Mit Aufheizern will man Aufmerksamkeit erregen, wo wenig Grund dafür besteht. Und wenn Grund dafür besteht, nimmt der Aufheizer die gewünschte Reaktion des Publikums vorweg, anstatt sie zu wecken.
- Wenn die deutschen Städte im alljährlichen Weihnachtschaos versinken …
››› Pure Behauptung. Sowas hat man seit Jahren nicht gesehen.
Und nie in dieser Verallgemeinerung.
- … kann immer noch nicht fassen … / fassungslos steht man vor … / … sind bestürzt
››› Wie wär’s mit einer Beschreibung einer körperlichen Reaktion? Oder der Situation, die man gerade nicht sehen kann?
- die Finanzbehörde / der Vermieter / die Partei / …
kann einstreichen …
››› Wieso so neidisch? Manchmal ist das Geld-Einstreichen ja Unrecht. Dann sollte es so heißen. Sonst ist es einfach geschuldetes Geld, normales Einkommen, oder ein Preis.
- hilflos vor Wut / ohnmächtige Wut und heller Zorn beherrschen die Bevölkerung
in der Regel macht Wut aktiv
››› Wie wär’s mit der Beschreibung einer charakteristischen Handlung für Zorn und Wut?
- Das Grauen hat einen Namen: Tetrodotoxin, das Gift im Fugu.
››› Fugu zu essen ist ein, wenn auch sehr spezieller, Genuss; keineswegs ein Grauen.
- die Polizei arbeitet / die Forscher suchen / das Team gräbt / die Ingenieure forschen / … fieberhaft
Sollten sie tatsächlich fieberhaft arbeiten, käme kein sinnvolles Ergebnis zustande.
››› Wie wär’s mit einer einzigen Tatsache, welche die Vorstellung von Intensität stützt?
- Knallhart!
››› »hart« reicht immer
- XY zeigt sich nicht nur als eine schöne Frau, sondern als einen knallharte Geschäftsfrau …
das wird erstaunlicherweise nur über Frauen gesagt, nicht über Männer
››› Ein einziges Faktum, das die Art des geschäftlichen Vorgehens zeigt, würde das Publikum informieren und gespannt machen.
- … wurde ihr Traum … / Traumhaus / Traumreise / Traumurlaub / Traumhochzeit / Traummann / Traumfrau / Traumrendite / Traumergebnis / Traum…
››› Wie wär’s mit »Ziel«, »Antrieb«, »Motiv«?
Träume sind mentale Realitäten, keine in der Außenwelt; und Traumhäuser sind in der Realität solche, die man sich nicht leisten kann.
»Traum…« sagt mehr über die Text-Autoren aus als über die Leute im Text.
- … dem Erdboden gleich gemacht.
››› das kommt vor, aber wirklich selten
- Das Blutbad forderte 500 Tote und 2000 Verletzte. / ein Blutbad angerichtet
››› Ein Blutbad, ein Krieg, ein Sturm kann nichts fordern; Tote und Verletze sind sein Ergebnis. Wer soll denn im Blutbad baden? Das Bild ist schief und sehr abgenutzt.
- der Massenmörderprozess / der Serienkiller / der Monsterprozess
››› Wie wär’s mit einer genauen Beschreibung? Oder einem funktionierenden Vergleich?
- Noch vor einem Jahr wurde der Schmuddelbäcker zum Bäcker des Jahres erkoren, jetzt ist er zum Dreckspatz des Jahres aufgestiegen.
››› allenfalls ist er abgestiegen; und die Frage bleib ungeklärt, ob er, als er zum Bäcker des Jahres erkoren wurde, bereits in seinem Betrieb geschlampt hatte.
- Die x-te Entlassung in der Bundesliga traf heute XY.
››› Die Zählstatistik suggeriert Folgerichtigkeit und wachsende Gefahr; die aber hier nicht gegeben ist.
- Furore machen / ein furioses Buch
››› Wie wär’s mit einem einzigen exakten Grund für die Erregung?
- … in die Kassen (des Staates / des Landes / der Firma Soundso / des Vereins / …) spülen
klingt so, als sei es Unrecht; ist es aber meist nicht
››› Wie wär’s mit einer genauen Angabe?
- Spieler wie NN, die für astronomische Summen den Verein wechseln.
››› Wie wär’s mit einer genauen Angabe?
- Sensationeller Mangel an Neuigkeiten prägte den Tagesverlauf.
››› einfach streichen
- der Apfel / der Walzer / das Tanzen / die Entenbrust / …
hat Hochsaison.
››› kommt so häufig vor, dass jederzeit eine Hochsaison ist; dient also nicht der Präzision
- Verkehrs- / Winter- / Schlamm- / Sommer- / Verhandlungs- / …-Chaos
››› Wie wär’s mit der Unterscheidung zwischen Chaos, Infarkt, leichtem Durcheinander, Eintritt eines unverhofften Ereignisses?
- Absahner
››› gibt es; eine genaue Beschreibung ist aber wirksamer als der moralisierende Begriff
Doppler misstrauen den Fakten. Und verunklaren die Information. Eine Information wäre es, wenn z.B. die Imponderabilien abwägbar würden oder es inaktiv Beschäftigte gäbe. Es reicht also in allen Fällen ein einziges Element.
- drastisch minimieren
- im Endeffekt
- peripher tangieren
- unwägbare Imponderabilien
- hermetisch abriegeln
- gefährliche Gifte
- letztendlich
- Auseinanderdividieren
- aufoktroyieren
- Einsuggerieren
- aufnotieren
- andenken
- aktiv Beschäftigte
- Zukunftsinvestition tätigen
- die andere Alternative
- diametral entgegengesetzt
Der Dreier ist ein seit der Antike bekanntes rhetorisches Schema. Es hat die Wirkung, eine Vorstellung von Vollständigkeit entstehen zu lassen. Auf Plakaten funktioniert das gut, sogar mit Stabreim.
Gerade bei Titeln und ersten Sätzen wo sich immer wieder Dreier tummeln und als besonders professionell gelten, soll aber eher die Vorstellung von etwas entstehen, auf das man noch gespannt wird, also etwas Unvollständiges. Wer den Dreier mag, kann einen Vierer machen, dessen letztes Glied eine Frage aufwirft.
- Models, Marken, Selbstbewusstsein
- Kleider, Mode und Gewinne
- Männer, Miezen und Motoren
- Die Kanne, die Blätter, das Wasser: fertig ist der Tee!
In der Eile und Absicht, schön zu formulieren, kommt man auf Sprachbilder. Oft bemerkt man aber nicht, wie ein Sprachbild genau funktioniert.
Im Filmtext und im Netz kollidieren Sprachbilder fast immer mit den Filmbildern, Grafiken und Fotos.
- ein Quantensprung
››› ist klein, nicht riesig
- Fieberhafte Geschäftigkeit
Bild: Polizeiarbeit, Labors
Wer »fieberhaft« handelt, arbeitet ungezielt.
››› Die Formulierung ist daher ungeeignet, um intensives fachmethodisches Vorgehen von Polizei, Forschung, etc. darzustellen.
- Geheimtipp …
Bild: ein Restaurant / Geschäft / Ort / Gegend
››› der Geheimtipp ist, weil jetzt öffentlich, keiner mehr
- Zum Auftakt der Konferenz / des Gesprächs / …
Bild: mitten in einer Konferenz
››› der Auftakt liegt vor dem ersten vollständigen Takt, also vor dem eigentlichen Beginn einer Konferenz
- … gehen auf die Straße
Bild: Büros der Gewerkschaft
››› Entweder man sieht die Demonstration – dann ist das Sprachbild sinnlos, weil doppelt.
Oder man sieht sie nicht – dann wäre vielleicht eine Formulierung im Futur sinnvoll, oder im Imperfekt.
- … demonstriert Zuversicht / Gelassenheit / Einigkeit
Bild: eine Person
››› die Formulierung meint, dass einer so tut als ob – das ist aber meist nicht die Information
- Ärzte rennen mit geschlossenen Praxen offene Türen bei Patienten ein.
- Außer Rand und Band …
Bild: Ein Fußballtrainer geht gemächlich über den Fußballplatz
››› man glaubt dem Bild mehr als dem Text – dadurch wirkt das Sprachbild hoch irritierend, so als habe der Text den Film nicht im Blick
- Mensch und Maschine sind aufs Äußerste gefordert.
Bild: ein Zug fährt eine leicht ansteigende Strecke
››› ››› klingt unglaubwürdig, weil der Text der Lebenserfahrung des Publikums widerspricht
- Das ist das letzte Mosaiksteinchen, das man dem Ozonloch entgegenhalten kann.
- Die Schalker haben das Heft in der Hand, aber sie wissen nicht, was reinschreiben.
››› Heft ist nun mal doppeldeutig
- Eine Wohnung der 50er Jahre – der Zeit also, als sich Deutschland anschickte – in die Schuhe des Wirtschaftswunders zu schlüpfen.
››› da sind mehrere Redensarten und Sprachbilder durcheinander geraten
- Auch er setzte noch seine Duftmarke an den Innenpfosten.
››› ginge nur, wenn Hunde Fußball spielen könnten
- …, wo das Leben tobt
Bild: ruhige Häuser von außen
››› in einem satirischen Film kann die Formulierung passen
- eine Finanzspritze von 123 Mrd. Euro
››› Eine Spritze ist meist klein, die Summe hier ist aber sehr groß und soll mehr bewirken als nur eine kurze Erholung. Das Bild von der Finanzspritze ist überdies sehr abgenutzt.
- Miss Holstein gibt sich selbstbewusst wie ein Hengst
››› erstaunliches Geschlecht
- Als Ein-Mann-Team rettete Martina Ertl den Erfolg.
››› kann man sich wirklich nicht gut vorstellen, wie dieselbe Person zugleich ein Team sein kann
- … in den Untiefen des Darknet
››› Untiefen sind flach und deshalb für Seeschiffe gefährlich.
Gemeint ist hier aber – wie meist – eine gefährliche Tiefe.
Ebenfalls beliebt und ausgeleiert:
- die Talsohle (durchschritten oder erreicht)
- der Flächenbrand
- das zarte Pflänzchen
- der Zahn der Zeit
- das Großreinemachen (vor allem nach Hochwasser)
- die Spitze des Eisbergs
- der Dorn im Auge
- die Gerüchteküche (brodelt!)
- die Zukunftsmusik
- das Raumwunder (ist meistens ein Kleinwagen)
- ins Stammbuch schreiben
- grünes Licht geben
- grauer Alltag
- Wechselbad der Gefühle
- …
Solche Formulierungen kommen immer und überall vor. Oft als erste Sätze. Verallgemeinernd. Sie laufen als »professionelle Ausdrucksweise« von Generation zu Generation weiter. Manche sollen cool klingen. Aber allesamt sind sie nichtssagend. Man kann alle überall ersatzlos streichen, auch in Teasern. Oft verdoppeln sie die Bilder und schmälern deren Wirkung. Sie sind nicht anschaulich und nicht konkret.
- Bilder … des Grauens / , die man so noch nie gesehen hat / , die die Welt erschüttern / , die die Vergangenheit beschwören / , die Entsetzen auslösen
››› Wie wär’s mit Schweigen?
- Die Tage … des Jammers / der Flugverbote / des Übermutes / der Mehrwertsteuer / … sind gezählt.
››› eine genau Zahl würde helfen
- NN zeigt, wo es lang geht.
››› ein konkretes Ziel von NN nennen
- Übung macht den Meister
››› eine Zahl der Übungsstunden
- Gesagt, getan!
››› einfach streichen
- Scharen im Anmarsch
››› eine Zahl würde helfen
- auf Nummer Sicher gehen
››› streichen; ein Faktum angeben, das die Handlungsweise klärt
- Am Ende des Tages …
››› englisches Idiom, das Banker dauernd benutzen
- … eingeläutet
››› streichen
- … an den Mann gebracht, ha-ha, an die Frau
››› streichen
- … öffnet seine Pforten
››› simuliert Feierlichkeit – der Inhalt ist meist profaner
- macht sich der Frost / der Regen / der Sand / … breit
››› eine Fläche angeben – Grenzpunkte angeben so dass die Vorstellung einer Fläche entsteht
- XY / Streudienste / Bankauszüge / Abrechnungen / … – Fehlanzeige
››› einen Sachverhalt angeben, der Ausfall und Mangel begründet
- Spuren der Verwüstung
››› streichen; eine kleine Dreieraufzählung von Sachverhalten, welche die Vorstellung von Verwüstung wecken
- … ist vom Tisch
››› nennen, was als nächstes damit passieren wird oder wo es gelandet ist
- … hat Stärke demonstriert
››› es bleibt unklar ob wirklich stark oder nur demonstrativ stark
- … bis zum Abwinken / bis der Arzt kommt
››› streichen; Imitation von Jargon, genaue Fakten angeben
- … lässt grüßen
››› streichen
- … braucht gute Nerven
››› genaue Umstände angeben
- Willkommen in der Achterbahn der Argumente / der Welt des Wahnsinns / der Wirklichkeit
››› streichen
- Und dann noch das!
››› streichen; man tut als Autor so als sei man selbst betroffen
- Er macht sein Ding, so wie jeden Tag.
››› ein Faktum angeben
- … wird noch mal richtig gefordert
››› ein Faktum angeben
- Ohne NN geht gar nichts.
››› ein Faktum angeben, das für NN in diesem Zusammenhang wichtig ist
- Auch dabei: …
››› Funktion genau angeben, sonst denkt das Publikum nur an zufälliges Dabeisein
- NN nimmt es gelassen.
››› ein Faktum angeben, das die Vorstellung von Gelassenheit weckt
- Die Geschichte beginnt …
››› streichen; in den meisten Fällen hat die Geschichte bereits begonnen – wenn nicht, einfach mit Fakten anfangen
- … braucht nicht lange zu warten
››› Fakten nennen, welche die Spannung der beschriebenen Person zeigen
- … hat es geschafft, ohne anzuecken
››› Fakten nennen, die den Sachverhalt klären
- … Hauptsache warm / kalt / toll / groß
››› Fakten nennen; man tut als Autor so, als sei man selbst der, dessen Erfahrung man schildert
- Darf es ein bisschen mehr sein?
››› ersetzen durch ein das »mehr« qualifizierendes Faktum
- Ortswechsel!
››› streichen; Fakten nennen, die eine Ortsveränderung als Vorstellung entstehen lassen, z.B. eine Entfernung
- NN hat sich einfallen lassen
››› nur stimmig, wenn es sich um einen zufälligen Einfall handelt
- … ein Minister / ein Star / Kultur / Politik / … zum Anfassen
››› streichen; im Film sieht man es, im Radio ein Faktum nennen, das diesen Sachverhalt trifft; im Netz ein Foto setzen
- … kommt nicht in die Gänge
››› Fakten nennen, die ein Hindernis oder eine Begründung für das Verhalten anschaulich werden lassen
- rund um … die Uhrmacherei / den Löwenzahn / das Plätzchenbacken / um’s Hören
››› vier Fakten nennen, die das jeweilige Gebiet charakterisieren
Manche Formulierungen deuten eine unbeabsichtigte und unbewusste Überlegenheit von Autoren gegenüber den Menschen an, über welche sie berichten. Oft klingt ein Text überdies leicht ironisch. Diese Herablassung spürt das Publikum als unangenehm. Sie leuchtet nicht ein, weil sie nicht weiter begründet wird. Und in der Regel ist sie auch journalistisch unbegründet.
- Kultur verstehen, was nicht ganz einfach ist.
- … muss noch hart an sich arbeiten
- sein Ding durchziehen
- wie könnte es anders sein
- ein weiter Weg liegt noch vor ihm / ihr
- natürlich darf das Dingeridoo … / Tee / Maisbrei / der Graf … bei einer solchen Feier nicht fehlen
- jetzt muss XY ganz stark sein
- ist es oft ein mühseliger, langer Weg
- ein riskantes Manöver
- Der Minister bastelt an …
››› wenn es sich eigentlich um eine präzise Arbeit handelt; niemand will dass Behörden basteln – sollten sie das tun, wäre es eine wirklich wichtige Nachricht über Unfähigkeit
- NN hat drei Monate lang an XY herum getüftelt…
››› ist nur dann präzise, wenn es um Regeln, Gesetze oder Vorschriften geht, diese aber offensichtlich schlecht gemacht sind
- Boris, der Lokführer, …
››› Leute mit Vornamen ansprechen, die das Publikum noch nicht kennt und im Film nicht näher kennen lernt. Vertraut tun, obwohl es kein Vertrautheit im Film gibt. Diese Pseudovertrautheit trifft sehr oft Menschen östlich von Deutschland, in Afrika oder Asien.
- NN ist total überfordert
››› wie wär’s mit einem oder zwei genauen Fakten, an denen sich die Überforderung erkennen lässt? Dann ist für das Publikum klar, dass die Überforderung besteht.
- Und zur Feier des Tages kochen sie, die Zulus, Hirsebier.“
››› unklar bleibt, wer feiert; unklar bleibt, ob es sich um eine Tradition handelt
- Alles Geplante ist erledigt
- Hier auf dem platten Lande, …
››› entlarvt den Autor als Stadtmenschen, der offenbar wenig Ahnung hat
- in die Fußstapfen von NN getreten
››› ist nur dann präzise, wenn der oder die Neue noch sehr unbekannt ist
- ein Hauch von Abenteuer / Sommer / Langeweile / Literatur …
››› klingt so, als kenne nur der Autor wirkliche Abenteuer, Sommer, Langeweile, die Person, die er beschreibt, aber noch nicht – eben allenfalls einen Hauch
Inhalte, die das Publikum aus dem Berichtszusammenhang bereits kennt, langweilen sofort. Auch solche, mit denen es vertraut ist, weil das Verhalten von Autoren in dokumentarischen Filmen oder Radiobeiträgen zur Lebenserfahrung zählt. Auf solche Selbstverständlichkeiten reagiert das Publikum innerlich mit »Na und???« oder »Ach neee!«
- Wir fahren …, wollen wissen, …
››› Jeder Journalist will wissen – das ist sein Beruf, muss er nicht eigens betonen
- … bietet sich ein Bild der Zerstörung / der Verwüstung / des Entsetzens / …
Bild: Zerstörte Häuser, weinende Menschen etc.
››› Was man im Film sieht, will man als Zuschauer nicht nochmal verallgemeinert hören. Ein oder zwei Fakten nennen
-
Die Recherchereise beginnt …
Bild: Auto fährt
››› Wie wär’s mit einer ersten präzisen Frage, die die Autorfahrt an einen bestimmten Ort begründet?
- … sitzt / steht / geht …
››› ersetzen durch eine Schilderung, was dem Handelnden gerade wichtig ist, woran er denkt, womit er sich beschäftigt
- NN weiß, dass …
››› ersetzen durch die Schilderung des Sachverhalts, den der Handelnde gerade im Blick hat
- wird die Zukunft weisen
››› einen konkreten Zeitpunkt in der Zukunft angeben, an dem man weitere Informationen erwarten kann
-
Japan ist ein faszinierendes Land
Bild: großartige Landschaftsaufnahme
››› ersetzen durch konkrete Fakten zu der Landschaft, die das Bild zeigt
- bleibt abzuwarten
››› ersetzen durch die Aufgabe, die sich in diese Moment konkret stellt
- Spurensuche!
››› streichen; Journalisten und Dokumentaristen tun nichts anderes
- Modernste Technik …
››› eine Information wäre es, wenn jemand veraltete Technik benutzte; ersetzen durch eine Angabe über Leistung und Kosten der neuen Technik
- Heute …
››› anstelle eines im Kontext verständlichen Zeitpunktes
- Wenn sie nicht bald etwas fangen, war alles umsonst.
Bild: Fischer auf See
››› konkrete Folgen nennen
Kletten sind Formulierungen, die meist unweigerlich an einem bestimmten Wort oder einer be-stimmten Vorstellung hängen. Sie sind in der Regel nicht informativ, sondern nur lähmende Ge-wohnheit und ungenau. Daher öde für das Publikum.
- Frau – attraktiv
››› Wie wär‘s mit einem konkreten Faktum, das die Leistung oder Attraktivität oder eine andere Qualität kennzeichnet?
- Junger Mann – charmant / Schwiegersohn-Typ
››› ein Faktum nennen, das den jungen Mann konkret und in der Realität charakterisiert
- Kriegskasse – gut gefüllt
››› »schlecht gefüllt« wäre eine Neuigkeit
- Tricks - miese
››› »bewundernswerte Tricks« wären eine Neuigkeit; die Formulierung betont eine moralische Überlegenheit, um die es im Berichtszusammenhang nicht geht
- Typ – cool
››› ein Faktum nennen, das »cool« kennzeichnet
- Salat – knackig
››› Speisekartenlyrik
- Kopf-an-Kopf-Rennen – erbittert
››› ein »ausgewogenes Kopf-an-Kopf-Rennen« wäre eine News
- Technik – modernste
››› die Technik im Vergleich zur vorherigen beschreiben
- Erotik – prickelnd
››› Werbelyrik
- klein – aber fein
››› sehr verbraucht, zeigt kleinbürgerliches Auftrumpfen; »klein« streichen, Fakten nennen, die das Feine betonen
- Ruhestand – wohl verdient
››› kommt wahrscheinlich in jeder – einem Nachruf ähnelnden – Rede zur Verabschiedung vor. Ein Faktum nennen, welches die Leistung der Person betont und eines, auf das sie sich im Ruhestand freut.
- Leben – pulsierend
››› »totes Leben« wäre wohl eine wirkliche Neuigkeit
- Alltag – grauer
››› neu und informativ wäre ein »lebendiger Alltag«; Fakten nennen, die den Alltag grau werden lassen
Viele Menschen und Parteien erleben das Leben nur als Kampf. Und erleben es auf diese Weise als wichtiger als es wohl meist ist. Wirtschaft, Politik und Kultur fördern diese Vorstellung.
Dokumentarische Texte müssen dies aber nichtgenau so machen.
- Grabenkämpfe
- Köpfe rollen
- Fronten sind verhärtet / die Fronten verlaufen quer durch die Fraktionen
- die Linien werden durchbrochen
- ein Schuss vor den Bug
- die Gewerkschaften blasen zum Sturm
- das Feld der Konkurrenz überlassen müssen
- munitionieren
- Politiker / Fußballer / Funktionäre ausschalten
- Säbelrasseln
- … hat wie eine Bombe eingeschlagen
- eine Kanone abschießen
- die Fraktionskollegen stehen Gewehr bei Fuß
- antreten
- auf Vordermann bringen
- Nachhutgefechte
- Terrain retten
- Marschrichtung angeben
Autoren möchte gern variantenreich und bilderreich formulieren. Oft sind es aber dieselben Bilder, die Autoren einfallen: alte Technik, Romantitel, Sport, Songtexte, Geografie, Lebensweisheit, vergangene Mode. Durch tausendfachen Gebrauch sind die Bilder verschlissen. Man kann nur eines: auf sie verzichten.
- läuft wie am Schnürchen
- auf die Fahnen geschrieben
- grünes Licht geben / rotes Licht für …
- die Spitze des Eisbergs
- Licht am Ende des Tunnels
- … hat die Nase vorn
- einen Denkzettel verpasst bekommen
- Ohrfeige für …
- jetzt soll es ein ordentlicher Schluck aus der Pulle werden
- die Nerven liegen blank
- Wechselbad der Gefühle
- … kann NN den Rücken stärken
- Gestern Nachmittag um kurz nach drei war die Welt für NN noch in Ordnung.
- 125 Jahre alt und kein bisschen leise war der Friedhof Ohlsdorf heute.
- Wer die Axt an die Frühverrentung legt, riskiert einen Flächenbrand.
- Sauberes Wasser in Basra bleibt Mangelware.
- ins Stammbuch schreiben
- Glück im Unglück
- seinen Hut nehmen
- der Winter / die Hitze / der Sturm / die Schlammlawine / die Krise / … hat XYZ (Deutschland, die Wirtschaft, die Finanzwelt, …) fest im Griff
- … musste NN seinen Hut nehmen
- im Vorfeld von …
- das Geschäft / der Konsum / die Wirtschaft/ … brummt
- die Wirtschaft / den Verbrauch / … ankurbeln
- tappt im Dunklen
- muss seine Hausaufgaben machen / hat seine Hausaufgaben gemacht
Im Eifer, möglichst nah und erlebnisdicht zu schildern passiert es, dass Autoren sich unwillkürlich mit ihren Berichts-Figuren identifizieren. Oder so tun, als stünden siedirekt neben ihren Berichtsfiguren und müssten sie – oder sich selbst – antreiben. Dadurch entstehen höchst irritierende Formulierungen, weil das Publikum Autor und Berichtsfiguren, die ja in der Lebensrealität außerhalb des Films nicht miteinander zu tun haben, Protagonist kaum mehr unterscheiden kann. Solche Formulierungen bringen das Publikum um die eigene Aktivität und Unterhaltsamkeit. Man kann sie immer durch konkrete Fakten ersetzen. Dann entstehen die allgemeinen Formulierungen im Kopf des Zuschauers und steigern dessen innere Aktivität.
- Und so geht’s
- Und so klappt’s
- Jetzt / Dann ist es soweit
- Los geht’s / Auf geht’s
- Jeder Griff / Haken / Knoten / Schraube / … muss sitzen
- Jetzt zählt jede Sekunde
- Jetzt darf nichts mehr schiefgehen
- … , das sich sehen lassen kann
- NN weiß, wenn hier etwas fehlt, wird es brenzlig
- Jetzt gibt es kein Zurück mehr
- … und das dauert!
- … unter den Argusaugen des Prüfers…
- … , versteht sich!
- Nach dem Hochwasser ist jetzt Großreinemachen das Gebot der Stunde und Besen sind angesagt.
- Noch einer im Netz, wie schön!
- Da geht nichts mehr!
- NN weiß …
- … , das ist schließlich Tagesgeschäft
- Alles im Griff
- der nun mal aus dem Verkehr gezogen werden musste
- Geschafft!
In Medientexten finden sich viele absichtlich altertümlich, feierlich und erhaben klingende Formulierungen, die keineswegs das Lebensgefühl der Autoren, der Berichtspersonen und des Publi-kums spiegeln. Man spielt damit »alte Zeit«, mit dem Ziel, dem Publikum nahe zu sein und zugleich ironischen Abstand zu halten. Solche Formulierungen kann man auf lustig sein wollenden Geburtstagsreden und Festvorträgen von Laien hören. Sie standen früher mal in Vorlagenbüchern für Anlass-Reden. Heute findet man sie häufig in der bewusst auf alt (vintage) gedrechselten Werbesprache von Warenversender-Katalogen. Diese Formulierungen sollen heimelig und menschennah wirken, klingen aber onkelhaft und altväterlich. Wirklich uncool.
- auch Meister NN hat heute ein wachsames Auge auf …
- … hat Bilanz gezogen
››› anstelle von »zeigt sich zufrieden / glücklich / unzufrieden etc.«
- … kommen in Lohn und Brot
- soweit das Auge reicht
- zur Feier des Tages
- in freier Wildbahn
- die Bücher / das Firmenarchiv / die Messer / der Parkplatz / die Blumen / … liegen ihm/ihr am Herzen
- die gute alte Nähmaschine / Dampflok / Sommerfrische / Hollywoodschaukel / …
- residiert die Polizeiwache
- erstrahlt in neuem Glanze
- was Frauenherzen / Männerherzen / … höher schlagen lässt
- das ihn bis heute nicht los lässt
- fällt ins Auge
- in voller Pracht / Schönheit / Blüte
- NN, die bei Jung und Alt beliebte Moderatorin / Hausmeisterin / Briefträgerin / …
- NN, der gute alte Hausmeister, wacht über das Wohl und wehe …
- der Lederkoffer /der Opel Kadett / die kompakte Lockenschere / ein strapazierfähiger / praktischer / genügsamer / spannender Reisebegleiter
- … hat am gestrigen Abend seine Pforten wieder geöffnet
- die Jugendlichen / die Fahrbahnmarkierungen / die Steckrüben / die Wandverkleidungen / … sind seine Sorgenkinder
- über dem See / Haus / Dorf / Berg / … geht prachtvoll die Sonne wieder auf
- romantische Zwischenzeit, das kleine Glück im Ausland
- liebevolle / mühsame / … Kleinarbeit / Tüftelei / Details / …
- jeder Meter, eine bange Hoffnung
- Erinnerungen an schöne Zeiten
- … muss sich verstohlen eine Träne abwischen
- ein Hauch von Costa Brava im Hohen Norden
- aus der Feder von NN
- NN hat zur Feder gegriffen und …
- … und in diesem Moment griff NN in die Saiten und der D-Dur-Akkord jubelte strahlend empor
- 60 PS im Schiffsbauch wollen geweckt werden
- bis zur letzten Minute war das Reinigungspersonal eifrig unterwegs
- der Kiebitz ist bei uns nur noch selten zu Gast
- nun lässt sich trefflich über die Haltung von Wildtieren in kleinen Becken streiten
- Die Gutachter konnten den Unglücksreifen im Gerichtssaal persönlich in Augenschein nehmen.
- In den atemberaubenden Schluchten des Elbsandsteingebirges sind dem Bergsteigen keine Grenzen gesetzt.
- Unendliche Geschichten ranken sich um …
- »Rumantiker« (Verballhornung von »Romantiker« in einem Film über Rum)
- … kostet stolze xxx Dollar / Euro / Yen / …
- werfen wir einen Blick auf …
- die Zeiten sind ja nun vorbei, in denen …
- nackte Tatsachen
Bild: nackte Menschen
- à propos …
- in Augenschein genommen
- den Stab geführt
Bild: ein Dirigent 7 Dirigentin
- kann man sich dem Kunstgenuss hingeben
- vergängliche / herrliche / überwältigende / weiße / … Pracht
Den Begriff »Plastikwörter« hat 1988 Uwe Pörksen geprägt, damals Professor für Sprache in Freiburg. Plastikwörter sind qualifiziert klingende Begriffe ohne konkreten Inhalt. Sie werden von Politikern, Managern, Verwaltern, Technikern, Werbern und Kirchenleuten genutzt. Die wollen oft genau dann unkonkret bleiben, wenn sie konkret werden müssten.
- eine faszinierende Vogelwelt, gerade zur Brutzeit der Kiebitze
››› anstelle dessen, was die Faszination begründet
- NN geht davon aus, dass …
››› anstelle von: befürchtet, hofft ,etc.
- erlebnisorientierte Kommunikationsgastronomie
››› anstelle einer konkreten Beschreibung eines kennzeichnenden Details dieser Gastronomie
- die Migrationswelle / der Terror / die Folge des Brexit / … ist angekommen
››› anstelle eines konkreten Faktums, meist auch mit rechthaberischem Pathos gesprochen
- Die Arbeit ist ein integriertes Element ganzheitlicher Systemlösungen
››› anstelle von »Arbeit« könnte jedes andere konkrete Wort stehen, z.B. Kochtopf, Sicherungsverwahrung, Vertrag, etc.
- die Vorschläge prüfen und die Ergebnisse dann mitteilen
››› anstelle wenigstens eines einzigen Prüfungskriteriums
- mit modernster Technik
››› anstelle der Beschreibung der Besonderheiten der jeweiligen Technik
- …-Elemente
››› können alles und nichts bedeuten, solange sie nicht konkretisiert werden
- …-struktur / …-system
››› anstelle eines für den Vorgang oder Ablauf charakteristischen Sachverhalts
- Aufgabenfelder / Aktivitäten
››› anstelle konkreter Aufgaben; anstelle klarer Beschreibung wenigstens einer Aktivität
- werden Weichen gestellt werden für die Zukunft / ein besseres Leben / den Aufschwung
››› niemand weiß jetzt, was genau gemacht werden wird
- grundlagenorientiert / phasenorientiert / hebammenorientiert
››› anstelle eines wesentlichen Details der jeweiligen Zielrichtung
- Problematik / Frage / Modell / Krise
››› enthält keine Information, worum es jeweils geht; in den meisten Fällen kann man diesen Teil der Formulierung einfach streichen
- Fortschritt / zukunftsweisend
››› anstelle der Schilderung dessen, was die Zukunftsfähigkeit an dieser Stelle begründet
- erwartete Auseinandersetzungen blieben aus
››› anstelle der Personen, die Erwartungen geäußert haben; Auseinandersetzungen sind keine Naturereignisse
Mit werbender Sprache möchte jemand etwas verkaufen, er möchte andere für seine Sichtweise gewinnen. Werbesprache umgibt jeden wie Luft, oft einnehmend angenehm und unkonkret. Man lernt Werbesprech von klein auf kennen. und so rutscht Reklame unerkannt in den dokumentarischen Text.
Nur: Dokumentarische Texte sind keine Werbung.
- Das Schloss Pilnitz zieht den Besucher in seinen Bann und besticht durch seine Lage
- Gemütlich und originell lässt sich im Stadtteil Berlin Mitte Geld ausgeben. Und wer alle Weihnachtsgeschenke zusammen hat, quartiert sich in einem der Luxushotels ein. Sie haben zur Weihnachtszeit oft günstige Spezialangebote.
- rund um die Kakaobohne / den Genuss / die Touristik / den Frankfurter Zoo
- Und in den schönsten Metropolen rund um den Globus finden sich originelle Geschenke zu konkurrenzlos günstigen Preisen.
- rund 300 Burgen lassen sich in Niedersachsen besuchen
- XY bestimmt das Gesicht der Berge
- Person / Landschaft / Anblick / Säge / Mumie / … einzigartig
- Ein Showprogramm auf der Bühne von Heinrich und Heinrich unterhielt Jung und Alt
Verwaltungssprache ist neutral, wirkt objektiv und umfasst sprachlich möglichst alle Einzelfälle. Das muss so sein. Verwaltung und Justiz sollen sich nicht dem Verdacht aussetzen, nur Einzelnen und nicht der Gesellschaft insgesamt zu Diensten zu sein. Verwaltungssprache ist eine der Hauptquellen für Radio Film und Netz. Leicht per »copy & paste« zu nutzen.
Nur: Dokumentarischer Text ist kein Verwaltungsakt und kein innerdienstliches Protokoll.
- Bei mehr als 14 Millionen Behandlungen kommt es gerade mal zu nicht mehr als 100 Vorfällen im Jahr.
- mit der Ordnungsnummer …
- … dass Niederschlagsumverteilungen im Gang sind.
- … sind Kürzungsvorschläge im Sozialbereich an der Tagesordnung.
- … ist es zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen X und Y gekommen.
- … und der Ort wurde weiträumig abgesperrt.
- … die Behinderungen für den morgendlichen Berufsverkehr sind vorprogrammiert.
- … wurde von der Schusswaffe Gebrauch gemacht.
- Die Förster werden der Wildfrage eine gesteigerte Aufmerksamkeit widmen.
- … kam es in den von XY eroberten Schutzzonen zu Terrorakten
Schleier (fachlich: Euphemismen) sind in der öffentlichen politischen und in der Verwaltungssprache beliebt und deshalb in vielen Quellen täglich vorhanden. Sie sollen freundlich ausdrücken, was in Wirklichkeit unerfreulich ist. Weil diese Formulierungen im professionellen Alltag so gewohnt sind, rutschen sie leicht in den Text.
Nur: journalistische Texte dienen nicht der Beschwichtigung.
- Freisetzung
››› es handelt sich um Entlassungen
- Entsorgungspark
››› das ist ein Endlager für Atommüll; keinesfalls das, was man sich unter einem Park vorstellt
- Verschlankung / Kapazitätsanpassungen / Portfoliobereinigung
››› die Firma wird geschlossen, oder geteilt; und es werden Leute entlassen
- Jungsenioren
››› das Alter kann man dann ab 55 festsetzen oder ab 75
- mit Gegenfeuer beantworten
››› klingt so, als sei der Angriff gerechtfertigt
- Diätenanpassung / Beitragsanpassung
››› es war bisher immer eine Erhöhung
- kostenaufwendig
››› ist teuer
- lärmintensiv
››› ist Krach
- wie eine Studie belegt / wie Studien belegen …
››› meist: eine Umfrage deren Qualität nicht belegt ist; die Methodenqualität der Studie ist aber wichtig, um deren Ergebnis einschätzen zu können
- gerechtere Welthandelsbedingungen
››› als ob es gerechte gäbe
- der Vorstand rechnet mit / geht davon aus …
››› anstelle von: will / befürchtet / beabsichtigt / kann nicht mehr anders als
- unbürokratisch
››› anstelle tatsächlich notwendiger Maßnahmen, die man nicht beherrscht, oder bislang nicht ergriffenen Maßnahmen
- sich hinsetzen und in aller Ruhe überlegen
››› ein heftig umstrittenes Projekt zwischen Parteien
- Restrisiko
››› ist ein Risiko, meist ein ziemlich großes
- ethnische Konflikte
››› es handelt sich um Krieg
- ethnische Säuberungen
››› Vertreibung, Völkermord
- wärmeentwickelt
››› hoch radioaktiv
- energierecyclingfähig
››› kann verbrannt werden
- unnötige Fouls
››› als ob es nötige gäbe
- lean production
››› ist ziemlich häufig der öffentliche Begriff für Ausbeutung
- gezielte Maßnahmen
››› wenn niemand weiß wie es gehen soll
- kämpferische Auseinandersetzungen mit tödlichem Ausgang
››› Kampf, Krieg
Fachleute verständigen sich untereinander meist in einem Jargon, dem Außenstehende und öffentliches Publikum nicht folgen können und auch nicht müssen. Autoren lernen Fachformulierungen bei der Recherche kennen, und wenn sie sich in einem Fach gut auskennen, formulieren sie zuweilen so als seien sie selbst Experten, die zu Experten sprechen.
- … wird geheilt durch operativen Eingriff mittels Laser.
- Auch die Lösungsmittel unterliegen einer sorgfältigen Farb- und Geruchskontrolle.
- Um den Andrang zu meistern, finden in den Cinemaxx Kinos die zweieinhalbstündigen Vorstellungen von »Harry Potter« ab heute im Stundentakt statt.
- … die Baumgesellschaften, die von vitaler Konsistenz geprägt sind…
- Bei den Festgenommenen mutmaßlichen Menschenhändlern handelt es sich um drei Deutsche. Sie hielten sich zur Zeit der Festnahme in einem Bordell im hannoverschen Steintorviertel auf.
- Da auf den Philippinen sowohl die Straßenverhältnisse als auch das Fahrverhalten im Land ein hohes Unfallrisiko bergen, wurden zahlreiche Trainingsangebote für Gefahrguttransporte konzipiert und umgesetzt.
- Die Regenfälle lassen zunehmend nach.
- 15 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.
- Durch Einsatz von jodiertem Speisesalz kann man die Prophylaxe von Stoma-Erkrankungen vorantreiben.
- … kommt es vermehrt zu Stickstoffeinträgen / kann man solche Schadstoffe entfernen vermittels Aufbereitungsanlagen, dann, wenn mikrobiologische Belastungen erhöht vorliegen.
- fast 100 Prozent der Häuser der Region sind zerstört
- … da es aufgrund technischer Störungen im Bereich Braunschweig zu veränderten Bahnsteigen kommen kann.
- Möller musste vom Platz gehen mit Zerrungen im Adduktorenbereich.
Oft stammen Formulierungen – unzitiert – aus den Recherchequellen: aus Politiker-Antworten, der Firmenpublizistik, dem Jargon von Fachpersonen oder aus schriftlichen Unterlagen. Diese scheinbare dokumentarische Treue journalistischer Autoren hat für das Publikum ein irritierendes Ergebnis: Die Information schillert zwischen Autor und Quelle. Denn unzitiert übernommene Formulierungen enthalten verdeckt auch die Informationsabsicht der Quelle. Die aber ist in der Regel nicht mit der Informationsabsicht des journalistisch-dokumentarischen Textes (Film, Radio, Netz) identisch. Oft ist sie entgegengesetzt: es geht in der Quelle nicht ums Klären, es geht ums Verbergen.